Stechmücken verursachen weltweit jährlich den Tod von etwa 725 000 Menschen. Während hierzulande ein Mückenstich meist nur juckt, steigt in wärmeren Gegenden das Risiko, dass Mücken mit ihrem Stich potenziell gefährliche Infektionskrankheiten wie Malaria oder Zika-Fieber übertragen.
Doch auch bei uns sind Insekten nicht ohne: In der Schweiz verursachen sie 53 Prozent aller gemeldeten Unfälle in Zusammenhang mit Tieren. Dabei handelt es sich vor allem um Biss- und Stichverletzungen, wie die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt Suva auf ihrer Website berichtet. Folgen davon sind meist Schwellungen, Rötungen und Juckreiz. In zehn Prozent aller Zeckenstiche kam es zu Erkrankungen. Diese rund 21 500 Fälle jährlich führen zu Kosten von etwa 20 Millionen Franken und zu drei bis vier Todesfällen infolge schwerer, allergischer Reaktionen.
Tropische Krankheiten rücken näher
Hierzulande droht die grösste Gefahr aus der Insektenwelt vor allem vom Gemeinen Holzbock, einer Zeckenart, die als Übertrager der Krankheiten Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) bekannt ist.
Unter den Mücken bereitet die Verbreitung der invasiven, exotischen Tiger- und Buschmückenarten Sorge. Sie können Infektionskrankheiten übertragen, die bislang vorwiegend in den subtropischen und tropischen Zonen kursierten. Die Infektionserreger rücken der Schweiz näher: So sind bereits Fälle von Dengue- und Chikungunya-Fieber im Süden von Frankreich und am Gardasee dokumentiert. Noch sind gemäss Bundesamt für Gesundheit die in der Schweiz bekannten Populationen aber nicht mit Viren infiziert.
So schützt man sich
Es ist somit ratsam, sich gegen Zecken zu schützen. Aber auch harmlose Mücken können einen Wandertag vermiesen. Beim Schutz unterscheidet man zwischen chemischen, pflanzlichen und physischen Massnahmen. Letztere – zum Beispiel lange Kleidung – sollten wenn möglich chemischen Massnahmen vorgezogen werden.
Nackte Stellen müssen mit chemischer Abwehr, sogenannten Repellents, geschützt werden. Sie enthalten starke aromatische Stoffe, die diese unerwünschten Organismen effektiv abstossen. Die Produkte können sparsam aufgetragen werden. Hände, Augen und Mund werden dabei ausgespart.
Die Wahl des Sprays sollte auf ein Produkt ohne den hochwirksamen Schutz DEET fallen. Dieser steht unter Verdacht, Allergien auszulösen, greift Kunstfasern und Leder an und ist unwirksam gegen Zecken. Der alternative Wirkstoff, Icaridin, schneidet hier zwar besser ab, tötet aber bereits in geringen Mengen Lurchlarven in Gewässern. Die bessere Wahl ist ein Spray, der auf pflanzlichen, ätherischen Ölen basiert.
So oder so: Mückenspray sollte erst eine Viertelstunde nach dem Sonnenschutz aufgetragen werden, da sonst der Geruch der Sonnencrème jenen des Mückenschutzes übertüncht.
Den Mücken ausweichen
Doch es geht auch mit weniger Spray. Schon die Wahl von Wanderroute und -ziel kann das Risiko senken, von Insekten gestochen zu werden. Mücken sind Morgenmuffel, sie werden erst gegen Abend aktiver. Sie lieben stehende Gewässer sowie feuchte, kühle und windstille Orte. Auf sonnigen, luftigen Wegen trifft man sie hingegen kaum an.
Guten physischen Schutz bieten der Verzicht auf parfümierte Produkte wie Sonnencrème, Shampoo und Waschmittel und das Tragen langer, heller Kleidung. Oder aber eng gewebte Stoffe, durch die die Mücken nicht hindurchstechen können.
Falsch. Einige Insekten wie Motten reagieren zwar darauf, Mücken gehören jedoch nicht dazu – sie sehen schlecht. Sie sprechen hauptsächlich auf Gerüche wie Schweiss und Parfüm an. Am meisten reagieren sie auf Kohlendioxid (CO2), das Menschen ständig ausatmen.
Zitrone und Lavendel helfen gegen Mücken.Umstritten. Ätherische Öle, dazu gehören auch diejenigen aus Eukalyptus, Pfefferminze, Melisse, Sandel- und Zedernholz, gelten als sanfte Mittel zur Insektenabwehr. Ihr Duft überdeckt den eigenen Körpergeruch und gefällt Insekten weniger.
Mücken stehen auf süsses Blut.Falsch. Süsses Blut gibt es nicht. Vermutlich aber ist entscheidend, wie Atem und Schweiss eines Menschen zusammengesetzt sind. Offenbar werden Menschen mit Blutgruppe 0 häufiger gestochen als solche mit A oder B. Hingegen ist die Behauptung falsch, dass Frauen häufiger gestochen werden.
Es gibt Kleidung, die besonders gut gegen Mücken hilft.Richtig. Insekten stehen vor allem auf dunkle Klamotten. Deshalb: helle, langärmlige Oberbekleidung und helle lange Hosen sowie helle Socken bevorzugen.
Vitamin B1 wirkt gegen Mücken.Umstritten. Das Vitamin B1 mit dem Namen Thiamin hat einen charakteristischen Geruch, der Mücken abstossen soll. Die Wirksamkeit ist wissenschaftlich nicht bewiesen.
Mückenarmband, Piepser und UV-Licht halten Insekten fern.Umstritten. Alle Produkte zeigen im Test keine Wirkung.
Wer Alkohol trinkt, wird mehr gestochen.Wahr. Denn beim Konsum von Alkohol weiten sich die Blutgefässe der Haut, wodurch mehr Wärme abgegeben wird. Wer mehr Wärme abgibt, den finden die Insekten leichter. Ausserdem regt Alkohol den Vorgang des Schwitzens an. Und Schweiss lieben Mücken besonders.
Integrierter Insektenschutz
Anbieter von Outdoorkleidern haben für ihre Produkte unterschiedliche Lösungen gefunden. Auf eng gewebte Gewebe setzen Fjällräven mit dem Material G-1000, Jack Wolfskin mit Texashield Pro und Royal Robbins mit Mosquito Protection Technology.
Andere vertrauen chemischen bzw. pflanzlichen Mitteln und versprechen dabei Unterschiedliches: Craghoppers behandelt seine Nosilife-Linie seit 2024 ausschliesslich mit pflanzenbasiertem Zitroneneukalyptusöl. Der Schutz hält während der gesamten Lebensdauer. Der deutsche Hersteller Vaude bietet eine Auswahl an Bekleidung, die Insekten- und UV-Schutz vereint. Die pflanzliche Imprägnierung mit Geraniol, aus Zitronengras gewonnen, kann bei Bedarf mit einem entsprechenden Spray erneuert werden. Columbia setzt bei seiner neuen Linie Insect Shield auf die chemische Behandlung mit synthetischem Permethrin. Es soll bis zu 70 Waschdurchgänge halten.
Autsch! Was nun?
Sind Mücken frei von Krankheitserregern, hinterlassen sie zum Glück lediglich eine juckende Einstichstelle. Bei Symptomen wie Schüttelfrost, Fieber, Gliederschmerzen und Erbrechen sollte eine Arztpraxis aufgesucht werden.
In der Notfallapotheke dürfen Mittel zur Behandlung von Stichen nicht fehlen. Ob eine Antihistaminsalbe, ein kühlendes Gel, ein Homöopathieroller oder ein Wärmestift ist Geschmackssache. Schliesslich hält auch die Natur noch Tricks bereit: Fehlt das Mittel im Rucksack, hilft es, die Stichstelle mit Spitzwegerich einzureiben oder zu kühlen.
