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Durch die Taubenlochschlucht zum Pastetli

Von Biel-Bözingen geht es hinauf in die Taubenlochschlucht, in der sich die Schüss von ihrer wild-romantischen Seite zeigt. Oben steht das Restaurant des Gorges, das auch für Vegis viel zu bieten hat.
29.04.2024 • Text: Martin Weiss

Eine knappe Stunde geht es zu Fuss durch die Taubenlochschlucht hinauf, bis die Schlucht den Blick frei gibt auf ein Restaurant, das mit viel Patina und Poesie aufwartet: das Restaurant des Gorges. Das Wetter könne hier «viel besser sein als schön», ist auf der Website zu lesen, nämlich «nebelverhangen, blattgoldwild oder morgenfrischleise». Deshalb sei sein Restaurant das ganze Jahr über geöffnet, damit man diese Stimmungen miterleben könne, sagt Juri Oppliger, Besitzer dieser romantischen Ecke.

Da auch das Menüangebot wechselhaft ist, gibt es keine Karte, sondern eine Schiefertafel, die in der Beiz herumgetragen wird. Etliche Angebote widerstehen allerdings der Poesie des Vergänglichen – die Brotsuppe zum Beispiel, an sich ein Restegericht. Aber Elias, der Küchenchef, würzt sie mit Kümmel und seiner hausgemachten Peperoncinipaste, was sie zu einer delikaten Ouvertüre macht. Ebenfalls immer auf der Tafel sind die Blätterteigpastetli mit Pilzragout. «Für viele Gäste ist das Gericht mit Kindheitserinnerungen verbunden», erklärt Juri, «auch meine Mutter hat früher oft Pastetli zubereitet. Kommt dazu, dass diese Seelenwärmerli vegetarisch sind, also voll im Trend.»

Dessert? Crème brulée, Panna cotta oder Affogato (Espresso mit Vanilleglacé und Schokoladesauce) sind fast immer zu haben. Oder der Kokos-Wackelpudding, der überhaupt nicht wackelt, weil er mit einem Beerencoulis im Glas serviert wird.

Juri, der Aus- und Quereinsteiger

Sich fotografieren lassen, das wollte Juri nicht. Es gebe Spannenderes, meint der Mittfünfziger, der auf einem Bauernhof bei Mühleberg aufgewachsen ist. Die riesigen Tulpenbäume zum Beispiel, die den Aussenbereich überdachen. Die Äste verneigen sich tief vor den Gästen, manche reichen bis fast auf den Boden, sodass man sich als Gast in einem grünen Kokon wähnt.  

Unweigerlich stellt sich das Gefühl ein, angekommen zu sein. Auch Juri Oppliger ging das so, als er 2015 das Restaurant samt Umschwung kaufte. «Reihenweise sind die Mitbewerber ausgestiegen. Am Schluss blieb nur noch ich übrig, der sich hier hinten, am Ende der Welt, eine Existenz aufbauen wollte.»

Juri der Aussteiger – und das schon früh. Statt am Lehrerseminar weiter zu studieren, hat er im «Teestübli» in Bern kochen gelernt, einem der ersten Bio-Vegi-Restaurants der Schweiz. In politisch bewegten Restaurants ging es weiter. Zuerst in der Brasserie Lorraine, dann in der Reitschule, gefolgt vom Du Nord – alle in Bern – und schliesslich in der Bieler Altstadt in der Kooperative St. Gervais. Juri ist ein Gastgeber, der viel über sich und die Welt nachdenkt.

2_Restaurant_aussen

Viel Patina und Geschichte: Das Restaurant Des Gorges war früher wahrscheinlich eine Zollstation.

Hochzeiten und Bauarbeiter

Die Beiz ist ein beliebter Ort für Hochzeiten, runde Geburtstage und andere Veranstaltungen. Und auch die Hotelzimmer sind gefragt: Zurzeit sind sie vor allem von Arbeitern belegt, die das gesamte Strassennetz rund um Frinvillier neu erfinden. Aber wie sagt Juri so schön: «Je mehr Wahnsinn ringsum, umso einfacher muss das eigene Leben werden.»

2_Restaurant_Aussenbereich_mit_Bäumen_1

Restaurant des Gorges

Taubenlochweg 4, 2535 Frinvilliers

Mo., Di., Ruhetage, Tel. 032 358 11 75

Website

Martin Weiss

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