Wanderregionen
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Flatternde Wegbegleiter
Schmetterlinge bestäuben Blumen, sind Nahrung für Vögel und andere heimische Tiere – und erfreuen mit ihrer Schönheit viele Wandernde. Ein Aufwertungsprojekt auf der Baselbieter Wasserfallen will Tagfalter gezielt fördern.
05.04.2024 • Text: Mia Hofmann
Mit etwas Glückt erspäht man auf der Wanderung ein Tagpfauenauge. Bilder: Thomas Stalling, Markus Fluri, Mia Hofmann
Die frisch geschlüpfte Raupe des Thymian-Ameisenbläulings frisst sich erst an ihrer Futterpflanze satt. Danach wartet sie in einem dunklen Versteck, bis sie von Ameisenarbeiterinnen in deren Nest getragen wird. Sie sondert über die Rückendrüsen Honigtau ab – eine wichtige Kohlenhydratquelle für die Ameisen. Doch gleichzeitig ernährt sie sich von deren Eiern und Larven. Das Zusammenleben ist nicht einfach: Die Adoption gelingt nicht immer, und der Gast wird hin und wieder in Gegenwart der Ameisenkönigin von den Arbeiterinnen aufgefressen. Oder aber er verzehrt zu viele Eier und entzieht sich damit selbst die Lebensgrundlage.
«In Fachbegriffen ausgedrückt: Bläulingsraupen leben myrmekophil», erklärt Lukas Merkelbach. «Das ist ein gutes Beispiel dafür, welche unterschiedlichen Lebensbedingungen Tagfalter zum Überleben brauchen – der Bläuling etwa eine ganz spezifische Ameisenart.» Merkelbach ist selbstständiger Naturschutzbiologe und Projektleiter des Aufwertungsprojekts im Wasserfallen-Gebiet.
Die Stiftung Wasserfallen will auf dem Baselbieter Hausberg im Verlauf von vier Jahren einen Weiher anlegen, den Wald auflockern, eine Trockensteinmauer bauen und damit gezielte Tier- und Pflanzenarten fördern. Ein Augenmerk gilt dabei den Tagfaltern wie dem Thymian-Ameisenbläuling oder dem Bergkronwicken-Widderchen. «Das Gebiet grenzt an ein kantonales Naturschutzgebiet und hat bereits eine herausragende Biodiversität. Diese wollen wir stärken und weiter ausbauen», sagt der Fachmann.
Überraschungstour durch den Jura
Dieses Gebiet wollen wir nun wandernd erkunden: Mit der Seilbahn sind wir rund 400 Höhenmeter auf die Wasserfallen hochgeschwebt. Wir schnüren die Wanderschuhe enger und steigen hoch auf den Grat. Bereits nach einer Viertelstunde sind wir mitten in der Natur auf einem attraktiven Gratweg aus Jurakalk mit Aussicht auf die Alpenkette.
Zwischen den Bäumen hindurch sehen wir auf eine in Ost-West-Richtung verlaufende Mulde: Sie ist charakteristisch für die Gebirgsbarriere Wasserfallen. Der Name «Wasserfallen» bezog sich ursprünglich auf einen Wasserfall des Flusses Hintere Frenke, heute umfasst er den Passweg und die für das Gebiet typischen Einzelhöfe.
Weiter geht es über Stock und Stein. Immer wieder gibt es kurze Passagen direkt oberhalb der Felswand mit atemberaubendem Blick auf Mümliswil und das Mittelland bis hin zu Eiger, Mönch und Jungfrau.
Die Wanderung ist Teil der Via Surprise und auf den Wegweisern stets mit der Nummer 32 markiert. Sie führt in rund fünf Stunden über den Vogelberg auf die Hohe Winde und später hinunter ins Tal zum Kloster Beinwil. Die Via Surprise ist eine Rundtour durch den Solothurner und Baselbieter Jura und besteht aus sieben Etappen. Sie führt durch das hügelige Gebiet zwischen Basel, Liestal, Olten und Solothurn und ist von allen Seiten her erreichbar.
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