Davonlaufen mal anders

Schynige-platte-natur
21.02.2019 • wanderphilosophin

Davonlaufen mal anders

Ich laufe öfters davon, wortwörtlich. Denn meine etwas dramatische Ader hat manchmal erheblichen Einfluss auf meine Entscheide und Empfindungen an Tagen, die wirklich zum Davonlaufen sind. Und deshalb gehe ich gerne auf Wanderungen: Ich habe das Gefühl, dass die Berge mir meine Sorgen nehmen. Vielleicht auch, weil sich mein gefüllter Rucksack am Ende des Tages leichter anfühlt (logisch auch, denn ich würde niemals beim Essen oder Trinken sparen…:-)) Aber auch weil meine Gedanken und Sorgen sich nach einer Tageswanderung verringert haben.

Obwohl ich im echten Leben manche Entscheide gefühlte hundert Mal überdenke, kann ich mich zumindest vor einer Wanderung schneller entscheiden: Ich checke den Wetterbericht, die Wanderroute und die Zugsverbindungen ab und das wars. Für ein einfaches und schmackhaftes Picknick reicht der Coop Pronto oder ein Besuch beim Bahnhof-Beck völlig aus. Auch die Wanderwege sind so signalisiert, dass ich mich darauf verlassen kann und ich keine „Wohin des Weges??-Panik-Attacke» kriege, wo dieser mich auch hinführen wird. Deshalb mag ich dieses Hobby so sehr, ich erkenne immer wieder die Parallelen zu meinem Leben: den schweren Rucksack, den ich manchmal trage, und vor allem den Wanderweg: Niemand weiss, was am Ende des Weges tatsächlich sein wird. Man kann nur lernen, darauf zu vertrauen, dass der ausgewählte Weg schon der Richtige sein wird.

Gedanken auslüften

Für mich bedeutet Wandern einiges und ich werde niemals genügend Worte finden, um eine für mich passende Begriffsklärung zu finden. Denn für mich ist es:

  • in meinem Tempo laufen zu dürfen
  • ungezwungen die Natur zu geniessen
  • Kindheitserinnerungen wieder zum Leben zu erwecken
  • meine «Kopfkino-Momente» von früheren Wanderungen Revue passieren zu lassen
  • hören, was die Natur mir zu sagen hat
  • meine Gedanken «uslüftä»
  • Alltagsballast hinter mir zu lassen
  • Meine Augen mit endloser Weite und Farben verzaubern zu lassen
  • Schöne Momente mit jemanden teilen zu können

In diesem Sinne werde ich weiterhin davonlaufen, denn am Ende einer Wanderung fühlt sich nicht nur der Rucksack leichter an, sondern auch der Kopf.

wanderphilosophin

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