Das ist der Gipfel

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25.02.2021 • gipfelstürmerin

Das ist der Gipfel

Schon auf Kindesbeinen bin ich gerne gewandert. Damals faszinierten mich vor allem die Pflanzen, die gewaltige Wucht der Berge und die Freiheit, die man verspürt. Diese Faszinationen habe ich immer noch, aber ein Tag im September 2014 sollte mir aufzeigen, was für Gefühle beim Wandern auch noch entstehen können.

Mein Freund und ich starteten an einem Samstagmorgen von der Riederalp aus in Richtung Bettmerhorn. Hier muss ich erwähnen, dass ich vorgeschlagen hatte, mit der Gondelbahn hoch zu fahren, da noch ein ordentliches Stück vor uns lag und ich damals meine Kräfte noch nicht wirklich einschätzen konnte. Aber pas de discussion, wir wanderten aufs Bettmerhorn. Schon nach der Gondelbahnstation auf dem Bettmerhorn sah ich den blauen Wegweiser und wusste schon damals, dass das nicht einfach ein Wanderweg war, sondern mich da wohl einige Überraschungen erwarten würden.

Ich war vorgewarnt und wir hatten viel über diesen UNESCO Höhenweg gelesen, aber schon die ersten Passagen verlangten mir viel ab. Mein Freund fands toll, er ist ein Adrenalin Junkie und gibt beim Sport immer mehr als 100%. Nun ja, dachte ich mir, «bissisch haut mau chli, das cha ja nid schade». Und wie ich zu beissen hatte: Ich verfügte damals zwar über eine gewisse Grundfitness, aber ich war nicht ganz schwindelfrei. Mich dem zu stellen verlangte mir viel ab. Mit jedem Tritt wurde ich selbstbewusster und merkte, dass ich sehr trittsicher unterwegs bin. So kam ich sogar dazu, auch ab und zu mal die Aussicht zu geniessen, denn die ist wirklich sagenhaft. Links der Aletschgletscher in seiner ganzen Pracht und rechts der Blick ins Goms.

Der Alpinwanderweg führt über Stock und Stein und teilweise gibt es Stellen, die wirklich nicht auf die leichte Schulter zu nehmen sind. Vor allem die Klettersteige waren mir noch völlig unbekannt. Bei denen fluchte ich ein paar Mal, und konnte so meinem Frust über mein Unwohlsein etwas Luft verschaffen.

Nach ein paar Stunden kamen wir dann bei der Gondelstation auf dem Eggishorn an. «Das isch aber nid dr Gipfu» meinte mein Freund zu mir und wir stellten fest, dass das tatsächlich nicht der Gipfel war, sondern nochmal eine gewisse Marschzeit anstand. Jetzt, wo wir schon mal da waren, und den ersten Alpinwanderweg in unserem Leben gemacht hatten, nutzten wir die Gelegenheit und stiegen noch aufs Eggishorn. Erst dort oben angekommen realisierte ich, was ich in den letzten Stunden geleistet hatte und wie sehr sich das «bissä» gelohnt hatte. Denn die schönste Entschädigung war nebst der atemberaubenden Aussicht tatsächlich der «High Five» den wir uns gaben und mein Freund mir sagte: «ig bi so öpis vo stolz uf di.» Nach einer Verpflegung gings dann zu Fuss vom Gipfel runter zur Fiescheralp und von da aus zurück auf die Riederalp. Mit etwas schmerzenden Knien und leicht säuerlichen Muskeln in den Beinen gönnten wir uns auf dem Balkon ein Apéro und liessen den Tag nochmals Revue passieren.

Von da an wusste ich, dass ich mehr solche Wanderungen unternehmen wollte und auch weiterhin gerne an meine Grenzen kommen möchte. Das war der Beginn meiner Liebe zum Sportwandern. Es warten noch viele Gipfel drauf, bezwungen zu werden und ich bin gespannt, welcher Herausforderung ich mich als nächste stellen darf.

Gipfelstürmerin

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