Dieses Gemecker lieben selbst Eltern

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03.02.2022 • Wanderpapa

Dieses Gemecker lieben selbst Eltern

Auf dem Blüemlisberg geht es derzeit laut zu und her: Um die 100 junge Geisslein sind in den letzten Wochen im Stall oben bei Sattel Hochstuckli zur Welt gekommen und meckern seither nach Lust und Laune. Und das Beste daran: Man darf sie besuchen, auf der Winterwanderung rund um den Engelstock.

Der Hof ist nämlich das ganze Jahr über bewohnt, und auf Voranmeldung lassen die Verantwortlichen die Familien zu den Ziegen besuchen. Am besten tut man dies in den nächsten Wochen, denn noch sind nicht alle Zicklein geboren.

Bei unserem Besuch letztes Jahr haben nicht nur die Kinderherzen höhergeschlagen. In grossen Gehegen tummeln sich die schon etwas älteren Geisslein, kaum tritt man an den Zaun, kommen sie neugierig her und stehen mit den Vorderfüssen auf den Zaun. Sie begrüssen uns, schnuppern und lecken die Finger der Kinder. Ihre Haut schmeckt salzig, was die Geissen lieben. Ebenso die Kinder, denn die Zungen kitzeln ganz schön an den Fingern. Und nicht zuletzt ist es auch eine kleine Mutprobe, den Zicklein zu vertrauen und ihnen die Hand hinzustrecken.

Die Frischgeborenen befinden sich in kleineren Gehegen und werden von roten Lampen gewärmt. „Die Zicklein werden rasch selbstständig und haben keine allzu starke Bindung mehr zu ihrer Mutter“, erklärt uns Thomas Schmid, der Geschäftsführer des Ziegenhofs Blüemlisberg. So würden sie bereits nach fünf Tagen von der Mutter getrennt und mit Schoppen ernährt, damit die Muttergeissen bald wieder gemolken werden können.

Denn die Geissenmilch wird hier gebraucht. Und das ist ein weiterer Trumpf dieser Familienwanderung: Im Blüemlisberg gibt es auch Glace. Sie wird handgemacht, in der „wohl höchsten Glacenmanufaktur Europas“, auf 1200 m.ü.M., wie der Chef stolz festhält. Zwölf Aromen gibt es, und sie wird eben aus Geissenmilch hergestellt. Ja, genau die Geissenmilch, deren Geschmack viele als nicht sehr angenehm bezeichnen würden. Thomas Schmid klärt uns aber auf: Dem sei überhaupt nicht so, Ziegenmilch schmecke leicht süsslich. „Sie ist aber sehr anfällig auf Fremdgerüche. Früher hatten die Bauern im Kuhstall noch einige Geissen und molken sie nebenher von Hand. Das verfälschte den Geschmack.“ So „böckelete“ diese Milch oft unangenehm. Auf Blüemlisberg werden die Geissen professionell gemolken, alles ist sauber, wie ein Blick auf die Melkeinrichtung vor Ort zeigt.

Schliesslich zieht das Versprechen einer Glace bei den Kindern und wir verlassen den warmen Stall. Raus in die Kälte, die Glacebecher in der Hand, Grüner Apfel-, Waldbeeren- oder Schokoladeneis schmilzt auf der Zunge, verschmiert den Mund vorzüglich. Und wirklich, die Glace „böckelet“ in keiner Weise. Von Ziegenmilch überzeugt und gestärkt ist der zweite Teil der Winterwanderung für die Kinder nur noch ein Klacks – und schliesslich wartet am Ende ja auch noch die Hängebrücke. Taktisch clever lässt sich der Rundweg übrigens auch umgekehrt machen: Zuerst die Hängebrücke und dann über die Mostelegg zum Ziegenhof. In dem Fall lockt nämlich zum Schluss der letztes Jahr neu erstellte Themenweg «Geissä Wäg».

Wanderpapa

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