Wie man sich in Hütten unbeliebt macht

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27.05.2021 • evelynewandert

Wie man sich in Hütten unbeliebt macht

Der Wanderboom hat auch vor den Berghütten keinen Halt gemacht. Es ist ja grundsätzlich schön, wenn sich immer mehr Leute dafür begeistern lassen. Leider gibt es aber vermehrt Besucherinnen und Besucher, die sich mit den Gepflogenheiten nicht auskennen (wollen), wobei das freilich nicht nur auf Rookies zutrifft.

Hier kommen sie also, meine ultimativen …  

  1. Möglichst in mehreren Hütten gleichzeitig reservieren und dann ohne abzumelden nicht erscheinen
  2. Alternativ: spontan gegen Abend bei einer Hütte aufkreuzen und einen Schlafplatz mit Znacht einfordern
  3. Mit den Bergschuhen eintreten und die komplette Wanderausrüstung inklusive Wanderstöcke mit in den Schlafraum nehmen
  4. Spontan ein gluten- sowie laktosefreies Znacht verlangen und zum Dessert eine Ovo Mélange hinter die Kiemen schletzen
  5. Um 23 Uhr lautstark sein «Ass mit de Stöck» bejubeln
  6. Nach dem Aufstehen das Duvet oder die Wolldecke(n) an einem Wurgg liegenlassen (Hinweis: einen Schlafsack nimmt man aus Gewichtsgründen prinzipiell nicht mit)
  7. Seinen Abfall irgendwo bei der Hütte deponieren, schliesslich gibt es ja nicht einmal einen Eimer zur Entsorgung.

Wer grundsätzlich gerne einen souveränen Auftritt hinlegt und Fettnäpfchen elegant zu umschiffen versucht, dem sei eine Fortsetzung der Lektüre dieses Beitrags ans Herz gelegt. Spielen wir also die Servicekette des Hüttenbesuchs einmal durch.

Reservation
Hüttenübernachtungen sind beliebt, vor allem in der Hochsaison und an Wochenenden. Eine Reservation ist deshalb unumgänglich, auch bei unbewarteten Hütten. Wichtig: man meldet sich ab, wenn die Tour nicht zustande kommt oder es Änderungen in der Gruppengrösse gibt. Bis zwei Tage vorher geschieht das kostenlos, danach dürfen die Hüttenteams eine Storno- oder «no-show»-Gebühr einfordern.

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Nur Hühner lassen ihren Dreck bei der Hütte liegen.

Hunde
Wer seinen Vierbeiner mitnehmen möchte, muss zwingend vorher abklären, ob Hunde erlaubt sind und wo sie schlafen werden (wohl kaum auf Herrchens Bettdecke). Manchmal darf prophylaktisch (Gebell) auch nur maximal 1 Hund auf der Hütte sein.

Die Sache mit dem Essen
Um es vorweg zu nehmen: In den SAC-Hütten besteht keine Konsumationspflicht. Viele Hüttenteams leben aber mehrheitlich vom Umsatz mit Speisen und Getränken. Und wer sich verköstigen lässt, spart erst noch Platz und Gewicht im Rucksack. Alle bewarteten Hütten bieten Halbpension mit Suppe, Hauptgang und Dessert, manchmal sogar noch Salat an. Ausser dem Dessert wird alles aus dem gleichen Teller gegessen, geschöpft wird am Tisch, und Geschirr abräumen ist Ehrensache. Wer sich vegetarisch ernährt oder an Unverträglichkeiten leidet, meldet dies schon beim Reservieren an, dann kann sich das Hüttenteam vorbereiten. Aber auch so bleibt es für die Kochequipe anspruchsvoll, dessen sollte man sich als Gast bewusst sein. Marschtee wird bereitgestellt und ist oft im Preis inbegriffen. Das Zmorge richtet sich zeitlich nach den Touren und Gästen: eines ganz früh für die Bergsteiger und eines später für gemütlichere Wandernde.

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In Hütten besteht keine Konsumationspflicht.

… und dem Schlafen
Geschlafen wird aus Hygienegründen im Seidenschlafsack (kann bei Bedarf teilweise auf den Hütten gemietet oder gekauft werden), da Duvets und Kissen nicht regelmässig gewaschen werden können. Nachtruhe ist um 22 Uhr. Tipp für einen tiefen und gesunden Schlaf: Oropax! Wolldecken und Duvets gehören nach Gebrauch ordentlich zusammengelegt, und zwar gerne einheitlich.

Und zum Schluss noch dies
Berghütten ziehen ein breites Publikum mit unterschiedlichsten Bedürfnissen an. Das ist vom Schweizer Alpen-Club auch so gewollt. Die einen sind glücklich mit Matratze, Wolldecke und Brunnentrog, die andern setzen ein Doppelzimmer mit Dusche voraus. Alpinisten gehen zeitig zu Bett, weil sie oft schon um drei Uhr früh wieder aus den Federn müssen. Die Wandergruppe hat es am Abend gerne noch gesellig, da kommt die Nachtruhe um 22 Uhr eher zu früh.

Es nervt, aber: Auch das Coronavirus fühlt sich in den Hütten wohl. Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, empfiehlt sich ein Hüttenbesuch nur nach vorgängigem Schnelltest und sowieso nur in gesundem Zustand. Bei Mehrtagestouren ist es ratsam, zum eigenen wie zum Schutz anderer regelmässig einen Selbsttest zu machen. Und in den Rucksack gehören auch Masken, Desinfektionsmittel sowie Kissenbezug. Als Schutzmassnahme werden die Hütten zurzeit nicht voll belegt. Auch deshalb ist eine vorgängige Reservation zwingend.

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Die Hüttenordnung schafft Klarheit.

Hüttenwanderin

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