Zum Hundertsten einen Botschaftertitel

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Zum Hundertsten einen Botschaftertitel

Der Emmentaler Hans Fankhauser war zeitlebens Treuhänder. Im Zweiten Weltkrieg stand er als Kanonier an der Grenze. Den hundertsten Geburtstag feiert er dieses Jahr als Lowa-Markenbotschafter zu Hause in Liebefeld in Köniz BE.

Briefe

«Gemeinsamkeiten verbinden », sagt Hans Fankhauser in der Stube seines Einfamilienhauses am Könizberg. Er lacht verschmitzt und meint nicht nur die Gemeinsamkeiten mit seiner Frau Bethli (98), mit der er schon 74  Jahre verheiratet ist. Er meint auch die schon im letzten Jahrhundert entstandene Verbundenheit mit der Schuhmarke Lowa. Im Schuhhaus Brunner in Adelboden BE hat der im Oberaargau aufgewachsene «Bueb vo Trueb» vor fast fünfzig Jahren seine ersten Lowa-Schuhe gekauft. «Seither bin ich treu», lacht der Hundert jährige, «nicht nur Bethli, sondern auch meiner Wanderschuhmarke gegenüber.» Dass er zum hundertsten Geburtstag Schweizer Markenbotschafter der deutschen Sportschuhmarke Lowa werden könnte, das habe er sich «während den ersten 99 Lebensjahren» nicht in den kühnsten Träumen vorstellen können. Heute sagt  der bodenständige Berner Treuhänder zu dieser Liaison mit einer Selbstverständlichkeit: «Wir sind beide zuverlässig, haben den gleichen Jahrgang und eine bewegte Geschichte hinter uns. Wir passen zueinander.» 

Zu Fuss über die Felder

Hans Fankhauser war schon als Kind regelmässig zu Fuss unterwegs: Der Spaziergang mit der Familie gehörte zum Sonntag wie die Löcher in den Emmentaler. Seine Mutter konnte im Garten des Restaurants Bad  Gutenburg am Wochenende ein paar Batzen dazuverdienen. «Meine Schwester, mein Bruder und ich waren dann  immer mit Vater zu Fuss unterwegs, quer über die Felder. Das Ziel: Mutters Restaurant. Wir haben sie bei der Arbeit besucht und im Gegenzug im Restaurant eine Kugel Glace bekommen. Danach ging es jeweils wieder nach Hause. Meine Schwester hat regelmässig wegen dem Fussmarsch ‹gwauschtet und gstänkeret› – auch das gehörte zum Sonntagsritual.»

Unvergessen harte Militärschuhe

Erst in der Rekrutenschule und während des Aktivdiensts an der Grenze zu Deutschland 1944 wurde dem  Unteroffizier der Schweren Fliegerabwehr bewusst, wie entscheidend gutes Schuhwerk sein kann. «Mit neuen, noch harten Schuhen ausgerüstet, waren wir jeweils froh, dass wir dank den schweren Kanonen mit dem Zug in die Gefechtsstände in der Ostschweiz transportiert wurden. Doch auch dann drohten im schwierigen Gelände noch schmerzhafte Blasen und wunde Füsse.

Neue Militärschuhe mussten jeweils wochenlang geschmiert, gesalbt und eingetragen werden, damit sie weich und angenehm wurden.» Vielleicht hat der Berner Treuhänder auch deshalb gepflegte Wanderwege schätzen gelernt, denn seit über fünfzig Jahren unterstützen Hans und Elsbeth Fankhauser regelmässig den Verband Schweizer Wanderwege. Sie sind sich einig: «Das Schweizer Wanderwegnetz ist und bleibt eine gute Sache.» 

Zusammen heisst verheiratet!

Rund fünf Jahre nach dem Aktivdienst an der Grenze zu Deutschland heiratete Hans Fankhauser (1949) seine grosse Liebe «Bethli» Friedli. «Ein wunderbarer und unvergesslicher Tag», erinnern sich die beiden, «und  auch irgendwie befreiend», denn bis zur Eheschliessung durften sie weder gemeinsam ins Kino noch zusammen auswärts einen Kaffee trinken. «Es war eine komplett andere Zeit!»

In der Schweiz wurde die AHV gegründet, und in Deutschland wurden nach dem Krieg plötzlich kaum mehr Militärschuhe gebraucht. Die Schuhfabrik Lowa produzierte deshalb neu auch Halbschuhe und «Bergstiefel». Wegen massiv steigender Lederpreise kam die Firma aber schon bald ins Trudeln. Sie konnte nur mit grosser Mühe und in letzter Not gerettet werden. Aber schon rund zehn Jahre später (1957) erreichte Lowa mit knapp hundert Angestellten einen Umsatz von 2,5 Millionen Mark. 

Gemeinsam alt werden verbindet

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Wieder zwanzig Jahre später (ab 1978) waren dann Lowa-Schuhe erstmals auch in der Schweiz erhältlich. In einer Garage in Interlaken entstand auf Initiative des Berner Oberländer Kaufmanns Fritz Müller das erste «Schweizer Lowa-Schuhlager». Lowa Schweiz ist noch heute eine Tochtergesellschaft der Lowa-Sportschuhe GmbH und unterdessen Marktführer im Bereich Wanderschuhe. Davon profitierten auch Hans und Elsbeth  Fankhauser, die liebend gern, ab und zu sogar im Ausland, gemeinsame Wanderungen unternahmen. Vor rund 15 Jahren verliessen Hans Fankhauser aber plötzlich schon bei kleinen Ausflügen im nahen Könizbergwald die Kräfte. Er musste sich einer schweren Herzoperation unterziehen. Dank einer neuen Herzklappe fühlt er sich seither wieder «wie ein junger Hirsch».

Gut aufgestellt feiert auch die Schuhfirma Lowa ihr hundertjähriges Bestehen. Das über die  Jahrtausendwende 25 Jahre vom Schweizer Werner Riethmann geführte Unternehmen verkauft 2022 als Branchenprimus zum ersten Mal in achtzig Ländern mehr als drei Millionen Paar Schuhe in einem Jahr. Derweil Hans Fankhauser auch als Lowa-Botschafter seinem hundertsten Geburtstag entgegenfiebert, ordnet seine Frau Bethli die unglaubliche Geschichte ein. «Wir haben nie gedacht, dass wir gemeinsam so alt werden. Jetzt wissen wir: Es ist schön, so lange zusammen zu sein, und es hat sich gelohnt. Jetzt passiert nichts mehr – wir bleiben zusammen bis zum Schluss!» 

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